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Interview: Howard Cohen

Interview: Howard Cohen

 

Im vergangenen Schuljahr wurde im siebten Jahrgang während des Distanzunterrichts der Jugendroman „Ein Schatten wie ein Leopard“ von Myron Levoy gelesen.

Die Geschichte des Romans spielt in New York und unsere Schüler*innen bekamen die Chance einen waschechten New Yorker zu interviewen. Howard Cohen stellte sich den neugierigen Fragen der Schüler*innen.

Janina Heisterkamp (jetzt 8.4), deren Familie mit Herrn Cohen befreundet ist, übernahm dieses Interview für den ganzen Jahrgang.

Herr Cohen stellte sich den Fragen über drei Stunden. Die wichtigsten Fragen könnt ihr nun hier im Interview nachlesen.

Zur Person Howard Cohen: Cohen ist in New York City – Brooklyn aufgewachsen und lebt jetzt in Dortmund. Er ist ein bekannter Querflötist und Musikdozent an der TU Dortmund.

Janina Heisterkamp beim Interview mit Musiker Howard Cohen.

Janina: Hallo Howie! Danke, dass du mit mir das Interview führst.

 

Howard Cohen: Gerne!

 

Janina: Wir haben im Deutschunterricht die Lektüre ein Schatten wie ein Leopard gelesen. Die Handlung spielt in New York und wir haben uns auch mit der Stadt beschäftigt.

 

Howard C: Du weißt, dass das meine Heimatstadt ist. Dort bin ich in Brooklyn geboren.

 

Janina: Ich möchte dir deshalb heute einige Frage zu dem Leben in New York stellen.

 

Janina: Weißt du, wie viele unterschiedliche Nationen in New York leben?

 

Howard C: Alle Nationen der Welt sind in New York vertreten. Es gibt unterschiedliche Gebiete: Zum Beispiel gibt es auch ein Gebiet, das nennt sich Little Germany. Es gibt auch Little Italy. Das lustige an Little Italy ist, dass es direkt neben China Town liegt. In den Gebieten leben die Menschen, die aus den Ländern ursprünglich kommen und dort dann z.B. ihre Spezialitäten des Landes anbieten. Wir sprechen über 230 Nationen.

 

Janina: Welches ist das berühmteste Museum in New York?

 

Howard C: Es gibt nicht das „eine“ berühmte Museum. Die Museen in New York sind alle wichtig und bekannt. Es gibt das Guggenheim, das National Historie. Alle Museen sind weltbekannt. Man kann die Museen nicht miteinander vergleichen, weil sie alle wichtig sind. Von welchem Museum wird denn in dem Buch geschrieben?

 

Janina:  Von dem Museum of Modern Art.

 

Howard C: In dem war ich schon häufig. Auch mit meinem Vater. Wir waren auch im Museum of National Historie. Dort kann man die größten Skelette von Dinosauriern sehen.

Ich würde sagen, dass egal für welches Thema du dich interessierst, dass es dazu ein Museum in New York gibt.

 

Janina: Welches Museum sollte man deiner Meinung nach besucht haben?

 

Howard C: Es gibt ein Museum namens National Underground Railroad, was ich für äußerst wichtig halte. In dem Museum wird gezeigt, wie Menschen, die versklavt wurden, befreit wurden. Für mich persönlich ist es wichtig zu sehen, wie Menschen aus vergangener Zeit gelebt haben. Mein Lieblingsmuseum ist aber das Brooklyn Museum. Das Museum zeigt Kunst aus Brooklyn.

 

Janina: Wo hast du als Kind in New York gespielt?

 

Howard C: Als Kind bin ich in einer Sozialwohnung groß geworden. Und auf meiner Etage haben wir mit zehn weiteren Familien gelebt. Am liebsten spielten wir auf dem Flur unserer Etage das Spiel Skelly. Das ist ein Spiel, das man mit Kronkorken spielt und dauerte meist einen halben Tag. Draußen spielte ich gerne Stickball. Man nimmt dazu einen Besenstiel, eine Zielscheibe und einen Gummiball. Als ich älter wurde, habe ich sehr gerne Basketball im Park nahe unserer Wohnung gespielt. Man musste warten, da der Platz immer besetzt war. Softball und Football haben wir aber auch sehr gerne gespielt. Gerne gegen andere Jungengruppen. Es lebten 2500 Familien in diesen Häuserblocks und als Kind war es super. Man hatte immer jemanden zum Spielen. Man war nie allein. Wir haben auch viele Spiele erfunden.

 

Janina: Wie ist es als Kind in New York aufzuwachsen?

 

Howard C: In New York kann man länger Kind bleiben, weil man sich unendlich begeistern kann. Es gibt so viel zu sehen und zu entdecken. Kind sein ist das tollste was man sein kann. Man trägt es in sich. Ich bemerkte aber, dass wir arm waren, als ich neue Schuhe brauchte. Da meine Füße schon groß gewachsen waren, sollte ich Männerschuhe bekommen.

Mein Vater war davon nicht begeistert, da es bedeutete, dass er 20 Dollar mehr für meine Schuhe zahlen sollte. Ich fühlte mich gut, als Erwachsener zu gelten - Erst im Nachhinein habe ich verstanden, was es für uns finanziell bedeutete. In der Schule war es z.B. etwas schwieriger, da ich zwei Jahre jünger war als meine Mitschüler*innen. Ich habe eine Klasse übersprungen und als es dann darum ging, Mädchen anzusprechen, für die ich mich interessiert habe, habe ich mich nicht getraut sie anzusprechen, da ich zwei Jahre jünger war als diese in meiner Klasse.

 

Janina: Hast du schon mal an einem berühmten Ort Flöte gespielt?

 

Howard C: Ja! In der Carnegie Hall. Das Konzert habe ich organisiert, als mein Vater im Sterben lag. Er wollte immer, dass ich an diesem Ort ein Konzert gebe. Ich fühlte mich aber mit 22 Jahren noch nicht reif genug. Damit er das Konzert noch erleben konnte, habe ich ihm diesen Wunsch erfüllt. Als er die Karten von mir überreicht bekam, begriff er erst nicht, dass ich mir schon einen Namen als Musiker gemacht hatte, dass ich auf dieser großen Bühne spielen durfte und, dass das Konzert ausverkauft war.

 

Janina: Wie groß ist New York?

 

Howard C: Die ganze Welt kennt New York. So groß ist es. Der Staat New York ist groß. Wir haben Berge und die Niagarafälle. Südöstlich im Staat New York liegt die Stadt New York City.

 

Janina: Leben viele arme Menschen in New York City?

 

Howard C: (Energisch) Ja! Die Straßen von New York City sind voll mit armen Menschen!

 

Janina: Da es in unserem Buch auch um Rassismus geht, hast du auch selbst schon mal Rassismus dort erlebt?

 

Howard C: Ja! Es gibt aber für mich keinen Rassismus, da wir alle gleich sind. Es gibt nur Menschenhass. Als Kind unterscheidet man nicht zwischen der Herkunft oder der Hautfarbe. Erst als Erwachsener entwickelt man Vorurteile gegenüber anderen Menschen. In der High School wurde ein Freund von mir angegriffen und verlor dabei sein Auge. Ich verstand nicht, warum er angegriffen wurde. Mir wurde dann erklärt, dass er angegriffen wurde, weil er „schwarz“ sei. Ich begriff es nicht und fragte: was bedeutet das? Als ich mehr darüber erfahren habe, habe ich Freunde gefragt, ob sie auch schon mal angegriffen oder beschimpft worden waren. Viele von ihnen erzählten mir, dass es ihnen auch schon mehrmals passiert ist.

 

Janina: Gibt es in New York City auch Gangs?

 

Howard C: Zu meiner Zeit hat man sich mit mehreren zusammengetan, um sich zu schützen. Gangs sind für mich Gruppen, die gegen andere Gruppen kämpfen, um ihr Monopol auf etwas zu verteidigen. Gangs sind illegale Banden.

 

Janina: Ist das Leben in New York City teuer?

 

Howard C: Ja! Was die Wohnungsmieten betrifft definitiv.  Wohnungsmieten sind viermal höher als in Deutschland.

 

 

Janina: Wie unterscheidet sich dein Leben in New York City von deinem Leben hier in Deutschland?

 

Howard C: Meine Schwierigkeit in Deutschland zu leben im Vergleich zu New York ist, dass ich mich nie daran gewöhnen werde, dass es in Deutschland die Zeitumstellung mit Sommer- und Winterzeit gibt. Wenn ich zum Beispiel im Winter zur Arbeit gehe, ist es dunkel und wenn ich Feierabend habe und wieder nach Hause gehe, ist es auch schon wieder dunkel. In New York City ist es nicht so.

Sonst unterscheidet sich das Leben kaum. Die Menschen sind ähnlich dankbar, fleißig und die Tonleitern bleiben die gleichen die ich zu lernen habe. Ein kultureller Unterschied wäre der, dass es in New York undenkbar wäre seine Schuhe auszuziehen, wenn man eine Wohnung oder Haus betritt. In Deutschland gibt es diese Angewohnheit viel häufiger.

Die Vielfalt an Lebensmitteln ist größer in New York City. Wir haben zum Beispiel über 40 verschiedene Sorten an Äpfeln in einem Supermarkt.

 

Janina: Wie kann es sein, dass so viele arme Menschen neben vielen reichen Menschen in so einer reichen Stadt, wie New York City leben?

 

Howard C: Ich glaube, dass es ignoriert wird. Man hat Scheuklappen auf. Das würde die Menschen zwingen gegen diese Ungerechtigkeit zu handeln. Es gibt immer Menschen, die Hilfe benötigen. Aber die Menschen, denken sie würden genug dagegen tun und gehen beispielsweise an Obdachlosen Menschen vorbei. Aber es gibt in jeder Stadt Obdachlose und arme Menschen. Auch in Deutschland. Wir müssen nur genau hinsehen.

 

Janina: Hast du schon einmal die Freiheitsstatue gesehen?

Howard C: Mehrfach. Und ich bring Menschen auch gerne an diesen Platz. Vor allem, wenn sie aus Europa kommen. Ich halte es für sehr wichtig. Es ist eine wichtige Symbolik, mit der man sich beschäftigen sollte.

 

Janina: Gibt es ein berühmtes Essen in New York City?

 

Howard C: Es gibt ein Restaurant in New York. Es heißt Juniors. Es hat den berühmtesten Käsekuchen der Welt. Er ist wahnsinnig lecker. Es gibt aber nicht das eine berühmte Essen, denn es gibt so viele Kulturen, die das Leben in New York City bereichern, dass es überall Spezialitäten gibt, die sehr gut sind.

 

Janina: Gibt es Dönerläden in New York City?

 

Howard C: Ja. Aber in New York City heißen sie Candy Shops.

 

Janina: Was ist die berühmteste Sportart in New York City?

 

Howard C: In New York City ist Baseball sehr beliebt. Sie neben Basketball einer der beliebtesten Sportarten.

 

Janina: Wie sind die Schulen in New York City?

 

Howard C: Sehr voll und sehr teuer. Lehrer sind überfordert mit Problemen. Standartmäßig sind ca. 30 Schüler*innen in einer Klasse. In jeder Klasse hängt die Nationalflagge. Jeden Morgen wird die Nationalhymne gesungen.

 

Janina: Was ist das Coolste und Spannendste, was du bisher in New York City erlebt hast?

 

Howard C: Als ich fünf Jahre alt war, musste mein Vater mich aus dem Kindergarten abholen, weil ein Orkan angekündigt wurde. Der Orkan war so stark, dass ich abhob, und mein Vater musste mich festhalten.

 

Janina: Wurdest du schon mal von einer Gang ausgeraubt?

 

Howard C: Ja, als ich mit 17 Jahren auf dem College war. Vor einem Konzert wurden ein Freund und ich mit einer Pistole von fünf jungen Männern bedroht. Sie wollten unser Geld. Wir waren vorher essen und hatten deshalb kaum Geld. Einer der Männer schlug mich. Die Männer nahmen meine fünf Dollar und gingen.

Letztendlich wurden sie von der Polizei geschnappt. Nach dem Überfall spielte ich trotzdem das Konzert.

 

Janina: Stimmt es, dass New York City niemals schläft?

 

Howard C: Ja. Niemals. Vieles hat rund um die Uhr auf. Restaurants etc.

 

Janina: Warst du am 11.9.2001 in New York City?

 

Howard C: Nein. Ich war in Deutschland zu der Zeit. An diesem Tag war ich mit meinem Sohn auf dem Fußballplatz. Eine Mutter kam weinend auf den Fußballplatz und erzählte uns, was passiert war. Ich glaubte es zunächst nicht und fragte einen Verkäufer auf der Straße, was passiert sei. Der machte das Radio an und ich erfuhr was passiert war. Ich versuchte meine Familie zu erreichen aber mit dem Telefon kam man nicht durch, weil das Netz zusammengebrochen war. In den Nachrichten wurde ständig davon berichtet und erst allmählich kam mir Menschen in den Sinn von denen ich wusste, dass sie dort arbeiteten oder in der Nähe immer zum Essen waren.

 

 

Janina: Hast du schon mal eine berühmte Persönlichkeit in New York City auf der Straße getroffen?

 

Howard C: Ja. Aber diese Person ist euch nicht bekannt. Er war Schriftsteller. Einer der größten Denker des letzten Jahrhunderts aber mir viel nichts Besseres ein als ihn zu Fragen: „Sie sind Norman Mailer oder?“

 

Herzlichen Dank an Howard Cohen für das schöne und ausführliche Interview

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