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Über die KKS von Paul Zuralski

Über die KKS...

Lieber zukünftiger Praktikant oder Praktikantin, lieber Leser oder Leserin,

ich heiße Paul Zuralski und habe im März an der Käthe-Kollwitz Gesamtschule in Recklinghausen ein vierwöchiges Praktikum absolviert und würde gern von meinen Eindrücken berichten. Ich bin mittlerweile frischgebackener Referendar und habe mein Studium an der Universität Münster beendet. Es scheint uns Menschen eigen zu sein, dass wir nach solchen Lebensabschnitten gedanklich noch gern bei diesen verweilen und rekapitulieren. Wir gehen dabei oft an Orte, in Situationen und zu den Menschen zurück, die uns besonders während dieser Zeit geprägt haben, an Positives und weniger Positives, Freude und Mühe. Klar ist auch, dass man lieber bei den vielen positiven Erinnerungen verbleibt und ich ertappe mich dabei, wie meine Gedanken bei solchen „Gedächtnisübungen“ abschweifen und am Ende stets bei meinem Praktikum an der KKS landen.

Ich bin in dieser kurzen Zeit, aus Ermangelung eines besseren Begriffs, zu einem Fan der Käthe-Kollwitz-Schule geworden, ihrer Lehrerinnen und Lehrer, der Schülerinnen und Schüler (SuS) und der Einrichtung selbst. Der Schwerpunkt der KKS liegt hierbei auf dem Erziehungsauftrag, was sich in dem sehr breiten Spektrum an Konzepten zeigt, welche teilweise sogar selbst an der Schule entwickelt und erprobt werden, um einerseits der Heterogenität der Schülerschaft Rechnung tragen, anderseits aber auch, um sie für die standardisierten Abschlüsse am Ende der zehnten Klasse und darüber hinaus vorzubereiten. Ich hatte das große Glück, drei solcher Projekte begleiten zu dürfen. In „Ilias“ wird der Umgang mit neuen Medien und deren Bedienung gelehrt. In „Beruf und Schule“ bekommen Schulabbrecher, eine Chance ihren Hauptschulabschluss nachzuholen und in „Lernen durch Lehren“ übernehmen Schüler in Rolle von Lehrern. Sie unterrichten als Tutoren in Kleingruppen von drei Schülern und dokumentieren den Fortschritt. Die Materialien werden von den Lehrern bereitgestellt, die lediglich die Aufsicht haben. Das sich an den vielen Projekten wiederspiegelnde Engagement der Schule für ihre Schüler ist sehr inspirierend.

Die Hingabe, Herzlichkeit und an Selbstlosigkeit grenzende Hilfsbereitschaft der Kollegen, die sie gegenüber den Schülern, aber auch mir als Praktikant entgegenbrachten, hat mich sehr beeindruckt. Man konnte bei allem auf Hilfe rechnen und man hatte nie den Eindruck als wäre man unerwünscht oder würde stören. Auf diese Offenheit, Freundlichkeit, aber auch auf die Lehrfreude ihrer Schülerschaft, die ich während der von mir gehaltenen Unterrichtsstunden erfahren habe (als Praktikant hat man diesen „wow, mal was neues-Effekt“), kann die KKS sehr stolz sein.

Ich habe während meiner Hospitationen beispielsweise miterleben dürfen, wie Sonderpädagogen und Fachlehrer in der Inklusionsklasse eng zusammengearbeitet haben und einen Englischunterricht einer sechsten Klasse fertigbrachten, der sich qualitativ vom vergleichbaren Unterricht regulärer Klassen im Ergebnis nicht unterschied, eben aufgrund der sehr hohen fachlichen und didaktischen Kompetenzen und der engen Zusammenarbeit dieser Fachleute. Großartig, wie einige Kollegen die Alltagsvorstellungen und Lebenserfahrungen der Schülerinnen und Schüler im Geschichtsunterricht einer 10. Klasse „einfangen“ konnten und diese adaptiv in den eigenen Unterricht integrierten, ohne das Unterrichtsziel aus den Augen zu verlieren oder nicht zu erreichen. (Für diejenigen unter euch, die Geschichte nicht als Fach haben, dies wäre im Fußball mit der Champions League vergleichbar). Ich habe es vorher auch noch nie erlebt, dass eine Lehrperson seine Schüler so gut einschätzen konnte und die Mühe einer so akribischen Planung auf sich nahm, sodass Hausaufgaben (diese gibt es an einer Ganztagsschule nur in der Oberstufe) zwei Wochen im Voraus vergeben werden konnten, welche die SuS in Eigenverantwortung bis zu den jeweiligen Terminen fertigstellen sollten, sprich, dies ist die Hausaufgabe für die nächste Stunde, dies bekommt ihr als Hausaufgabe am Mittwoch auf, dies am Freitag, dies nächste Woche Montag usf. Natürlich kann man solchen Aufwand nicht von jedem verlangen und es handelte sich dabei um einen sehr erfahrenen Kollegen, aber eine bessere Methode junge Menschen zur Selbstständigkeit und Verantwortung zu erziehen, ist, beurteilt vor meinem noch beschränkten Erfahrungshintergrund, im Rahmen klassischen Fachunterrichts schwer denkbar. Was mich aber auch überrascht hat, war, wie Lehrpersonen es fertigbrachten, auf eine humorvolle Art eine angenehme Unterrichtsatmosphäre zu kreieren, ohne dass Unruhe aufkam, obwohl sich die SuS ungezwungen fühlen. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich überzeugt, weil ich es auch anders nicht erlebt habe, dass Humor und eine ungezwungene Lernatmosphäre zur Unruhe in der Klasse führt. Zusammenfassend kann ich also nur sagen, dass mir das Praktikum sehr viel Spaß gemacht hat, dass ich sehr viel gelernt habe und für diese tolle Erfahrung sehr dankbar bin.

Und ja, nicht jeder Unterrichtsversuch ging bei mir auf – einmal war ich sogar richtig schlecht. Bei den Profis sieht das immer so leicht aus, fast so als ob es jeder könnte. Insbesondere dann, wenn es so einfach aussieht, gibt es irgendein wichtiges Detail, irgendeinen Trick, den wir Anfänger leider oft nicht einmal bemerken, der den großen Unterschied ausmachen kann. Und wie wird damit umgegangen? Der Fachlehrer hat sich nach diesem Unterricht über eine Stunde Zeit für mich genommen, um sie mit mir zu besprechen. Wir sind ins Lehrerzimmer gegangen und haben bei einer Tasse Kaffee und in lockerer und angenehmen Atmosphäre die gehaltene Stunde analysiert und besprochen, an welcher Stelle man etwas hätte anders machen können. Ich habe die darauf folgende Stunde übernommen und sie war nicht zuletzt wegen der erhaltenen Hilfe zufriedenstellend verlaufen.

Es sind also diese kleinen und großen Dinge, die zusammengenommen die insgesamt zu einem sehr positiven Eindruck zusammenfallen. Ein ganz angenehmer war auch, dass ich meinen ehemaligen Englischlehrer wiedergesehen habe. Er ist heute der Schulleiter der KKS. Außer dass sein nettes grinsen noch etwas breiter und sein Bauch vielleicht etwas [zensiert] geworden ist, hat er sich nicht verändert und die eine Stunde, die ich ihn am Freitag begleitet habe, hat mich sehr an früher erinnert und war immer ein guter Abschluss für eine sehr schöne Schulwoche.

Alles Gute und viel Spaß in euren Praktika,

euer Paul Zuralski.

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